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Mycelium, Kunststoffersatz?

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Abb. 1: Mycelium Brick [4]

Plastik ist in unserem Leben schon lange präsent. Es hilft uns, Lebensmittel und Getränke einfach zu lagern, ist temperaturbeständig und „günstig“ in der Herstellung. Aber kennen wir wirklich die Folgen unseres hohen Plastikkonsums? Lasst uns in diesem DropFriends Artikel doch mal die Lupe zücken und nach Alternativen schauen.

Kunstoff Facts: 

  1. Auf der Grundlage der wissenschaftlichen Forschung: Science Advances 30 Oct 2020: Vol. 6, no. 44, kann man auf jeden Fall sagen, dass die Resultate unseres Konsums bedenklich sind. Jährlich werden bis zu 422 Millionen Tonnen Kunststoff produziert. [1]
  2. So gelangen jährlich bis zu 12,7 Millionen Tonnen Plastik in den Ozean. [2]
  3. Plastik im Ozean teilt sich in kleinere Fragmente auf, die als Mikroplastik bezeichnet werden. [3] Mikroplastik wurde in kommerziellen Fischen nachgewiesen, die unter anderem auch von Menschen verzehrt werden.
  4. Zahlreiche Vögel und Meerestiere fressen dieses Plastik aus dem Meer versehentlich und sterben daran. 
  5. Geht es so weiter, wird es 2050 in unseren Ozeanen mehr Plastik als Fisch geben. 

Wenn wir die Aussage „Plastik braucht 450 Jahre, um sich zu zersetzen“, lesen, werden wir vermutlich nie erfahren, ob dem so ist. Denn niemand lebt lange genug, um das zu überprüfen. Das ist nur einer der Gründe, weshalb verschiedene Menschen so weit in die Zukunft schauen. Es betrifft sie eben nicht direkt und es gibt für einen selbst keine Konsequenzen. 

Leider werden etwa 91 % der Kunststoffe nicht recycelt, und es wurden bisher nur wenig Ansätze für die Lösung des Problems gefunden. Es gibt jedoch mittlerweile einige Materialien, die mögliche Alternativen zu unserem herkömmlichen Plastik darstellen. Könnte Mycelium die Lösung sein?

Was genau ist Mycelium? 

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Abb. 2: Anatomie des Pilzes[5]

Als Mycelium bzw. Myzel wird das Fadennetz der Pilze bezeichnet, die sogenannten Hyphen, aus denen Pilze wachsen. Myzelien sind vor allem auf Feldern, in Wäldern und in stark bewaldeten Gebieten zu finden. Die einzelnen Hyphen sind fadenförmige Zellen, die mit ihren netzartigen Strukturen das Myzel bilden. Sie scheiden Enzyme aus, um die vom Organismus zu benötigten Nahrungsquellen abzubauen.

Mycelium als potenzieller Ersatz für Kunststoff?

Mycelium ist unglaublich robust und kann sich unter idealen Umständen schnell entwickeln. Für die Keimung werden nur wenige Sporen benötigt. Wenn sich das Myzel bildet, setzt es Enzyme frei, um Stoffe aus der Umgebung zu verdauen und Nährstoffe aufzunehmen. Die Zellen beginnen sich zu verzweigen und wachsen weiter, um ein ausgedehntes Myceliumsnetz zu bilden. Erst wenn das Myzel vollständig aufgebaut ist, beginnen die Pilze zu wachsen. Anstatt einen klassischen Fruchtkörper eines Pilzes aufzubauen, kann man dieses Myzel allerdings auch in x-beliebige Formen wachsen lassen. Während sie wachsen, können wir also vorhersehbare Strukturen aufbauen, indem wir dem Ganzen einen Rahmen geben. So kann das Ganze dann aussehen. 

Wie funktioniert die Myceliumsproduktion?

Der Prozess ist ganz einfach. Es wird als Basis zunächst eine Mischung aus landwirtschaftlichen Abfällen (z. B. Hanf oder Holzspäne) verwendet. Diese wird dann mit den Myzel-Strukturen verbunden. Das ist das Grundmaterial für alle Produkte. Die ersten Fasern sind schon innerhalb weniger Stunden sichtbar und die gewünschte Form kann innerhalb von 1 bis 2 Tagen erreicht werden. Der gesamte Prozess dauert etwa 1 Woche.

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Abb. 3: Myzelium Herstellung[6]

Vorteile der Verwendung

Mycelium Schaum beispielsweise ist ein gutes Isoliermaterial, resistent, sicher, stark und ökologisch abbaubar. Damit eröffnen wir uns auch viele Möglichkeiten z. B. in den Bereichen Verpackung, Kleidung, Bauen und Lebensmittel. Ein wesentlicher Vorteil ist, dass Produkte auf Mycelbasis am Ende ihres Produktlebenszyklus auf natürliche Weise abgebaut werden können.  Ein netter Bonus: Mycelium Schaum ist preiswert und kostengünstiger im Vergleich zu Polystyrolschaum. Das Beste daran ist, dass im Vergleich nur 12 % an Kunststoff gebraucht und 90 % weniger CO2 erzeugt werden.

Abb. 4: Myzelium Zyklus[7]

[1] Science Advances  30 Oct 2020: Vol. 6, no. 44, ​Lavender,  Starr, Siegler, Jambeck, Mallos, Leonard 

[2] JR Jambeck et al. (2015). Plastic waste inputs from land into the ocean.

[3] CM Rochman et al (2015). Anthropogenic debris in seafood: Plastic debris and fibers from textiles in fish and bivalves sold for human consumption

[4]An Emerging Sustainable Construction Material – Mycelium Bricks: in: Happho, 11.07.2022, https://happho.com/an-emerging-sustainable-construction-material-mycelium-bricks/ (abgerufen am 25.07.2022), Abb. 1.

[5]Why All Host Defense Supplements Are Powered by Mushroom Mycelium: 10.03.2022, https://hostdefense.com/blogs/host-defense-blog/mycelium-explained (abgerufen am 25.07.2022), Abb. 2.

[6]Johannsen, Jens: Transportverpackungen aus Hanfschäben und Pilzmyzel, in: neue verpackung, 05.05.2022, https://www.neue-verpackung.de/non-food-chemie/transportverpackungen-aus-hanfschaeben-und-pilzmyzel-366.html (abgerufen am 25.07.2022). Abb. 3.

[7] Research Gate: o. D., https://www.researchgate.net/figure/Diagram-showing-the-production-and-life-cycle-of-mycelium-based-materials-The-picture_fig2_330215408 (abgerufen am 25.07.2022). Abb. 4.