Nachhaltigkeit Umwelt

Doppelmoral von Großunternehmen mit Blick auf CO2 und die Natur

Es gibt Unternehmen, die mit Ihrer Umweltfreundlichkeit werben. Das ist nichts schlimmes. Es werden Programme ins Leben gerufen, die gut für die Umwelt sind und mit denen der unternehmerische grünen Daumen in Szene gesetzt wird. Warum auch nicht? So möchte man aufzeigen, dass man seinen gewerblichen CO2-Fußabdruck neutralisiert. In den meisten dieser Programme geht es um die Neupflanzung von Bäumen. Warum das oftmals Augenwischerei ist, dass möchten wir nachfolgend beschreiben.

Vergleich zwischen Jungbaum und ausgewachsenem Baum

Vor dem Hintergrund, dass diese Unternehmen die Ursache für hohe CO2 Emissionen sind, versuchen sie nun werbefreundlich selbige zu kompensieren, indem Sie diesen mit der Pflanzung von Jungbäumen „entgegenwirken“. Tolle Programme. Aber sind diese auch wirkungsreich?

Schauen wir doch einfach mal was es ein Jungbaum überhaupt so leisten kann. Es wird schnell klar, dass sich die Reinigung der Luft durch die entsprechende Art und Größe der Bäume unterscheidet und somit mit einem ausgewachsenen gesunden Baum nicht wirklich mithalten kann. Ist ja auch irgendwie logisch.

Angenommen eine ausgewachsene Deutsche Eiche ist 30 Meter groß und hat einen Stamm-Durchmesser von 35 cm, so reinigt dieser bereits 1.300 – 2.000 kg CO2. Ganz schön viel.

Brechen wir dies aber mal runter und setzen einen Vergleich mit einer Jungeiche, die ca. 3 Meter groß ist (was schon sehr groß für einen Jungbaum ist) und einen Stamm-Durchmesser von 3.5 cm aufzeigt, so reinigt dieser nur noch 1/10 der Luft. Das ist schon nicht mehr so viel, oder?

Hinzu kommt, dass ein Baum erst nach 60 – 80 Jahren als ausgewachsen gilt. Dazu muss es aber erstmal kommen. Nach der Pflanzung fehlt es häufig an Pflege selbiger Jungbäume. Eine Anwurzelung ist gefährdet oder durch Befall von Schädlingen oder durch sonstige Umweltfaktoren stirbt der „Setzling“ frühzeitig.

Vor dem Hintergrund, dass in besagten Programmen oftmals von der Aufforstung von ganzen Wäldern die Rede ist, muss man also ganz schön große Wälder mit ganz schön vielen Jungbäume pflanzen und pflegen, bis man überhaupt von einer Neutralisierung von unternehmerischen Emissionen in der Gegenwart sprechen kann. Aber passiert das? Ist das überhaupt so schnell möglich? Natürlich nicht.

Sollten aber eben diese Emissionen nicht aktuell kompensiert werden und nicht erst in Jahrzehnten, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist? Vielleicht machen es sich manche Unternehmen dann doch etwas einfach: Des Werbe- und Aufwandseffektes wegen?

Wie „kompensiert“ man Zerstörung?

Wir haben also gelernt, dass mit solchen semi-guten Methoden manche Unternehmen oder gar Branchen versuchen, ihre Emissionen “aufzugrünen”. Dazu gehören beispielweise Energieversorger, Landwirtschaftler, Paketdienstleister, Reiseveranstalter, Bauunternehmer, etc..

Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe in z.B. der Mobilität, der Warenproduktion, der Flächenversiegelung oder gar durch die Zerstörung von Wäldern durch Rodung schaden sie zunächst der Umwelt und pflanzen als sogenannte Kompensation dann wiederum Bäume.

Als Beispiel nehmen wir mal die Paketdienstleister: Pro Durchschnittspaket in Deutschland wird ca. 1 kg CO2 ausgestoßen. Das passiert z.B. durch den Transport und durch Mehrwege aufgrund von beispielweise Nicht-Antreffen von Sendungseigentümern.

In Deutschland war das Sendungsvolumen in 2020 während der Pandemie satte 4,05 Milliarden Pakete (Quelle: https://www.biek.de/presse/meldung/kep-studie-2021.html). Man stelle sich vor, man können den CO2-Ausstoß einfach nur durch eine gesicherte Erstzustellung dieser Sendungen um zweit Drittel senken. Das fällt den Paketdienstleistern aber sehr schwer, da es mit einer hohen Kraft-, Logistik- und manchmal auch ökonomischen -Anstrengung einhergeht.

Umgerechnet müssten also 200 Millionen Jungbäume gepflanzt werden, um diesem Ausstoß direkt entgegenzuwirken. Bäume brauchen aber auch entsprechend Fläche um optimal zu wachsen. Bei Bäumen bis zu 2 Metern spricht man von ca. 50 cm Abstand bis zum nächsten Baum. Skaliert man das für die Zukunft hoch, dann stellt man fest, dass z.B. eine Eiche die bis zu 40 m groß werden kann, 10 qm Platz benötigt wird. Ein Baum – von 200 Millionen! Also sprechen wir eigentlich von einer Gesamtfläche von 2 Millionen Hektar. Zusätzlich müssen die Bäume bzw. das Areal an entsprechende Wetterbedingungen angepasst sein und das ist weltweit gesehen eben nicht überall möglich.

Die Ziele mit den Aufforstungungsprogrammen zur Kompensation, sind also ganz schön hochgesteckt, oder?

Sofortige Lösungsbeispiele

Zusätzlich zu solchen Programmen (wir befürworten durchaus die Aufforstung, aber eben nicht als werbendes, sofort wirksames Allheilmittel), sollte man direkte Lösungen finden. Beispielweise die eigenen unternehmerischen Emissionen reduzieren, um eine Kompensation überhaupt gar nicht erst anstreben zu müssen. Für die Paketdienstleistungsbranche wäre z.B. DropFriends geeignet. Durch die ermöglichte Erstzustellung von Sendungen wird der Ausstoß bei der Paketzustellung um zwei Drittel reduziert. Auch das Umsteigen auf E-Mobilität oder gänzlich klimaneutrale Mobilität ist sicherlich ein Weg die Emissionen stark zu reduzieren.

Quellen:

https://www.cermeter-pflanzen.de/2018/12/22/wie-viel-co2-nimmt-ein-baum-auf/, https://www.gartenjournal.net/eiche-wachstum,
https://de.statista.com/infografik/19125/anzahl-der-befoerderten-pakete-durch-die-deutsche-post/, https://www.gartenjournal.net/baeume-pflanzen-abstand#:~:text=Nicht%20vergessen%3A%20Grenzabstand%20einhalten!&text= Als%20Faustregel%20gilt%3A%20B%C3%A4ume%20und,h%C3%B6here%20Geh%C3%B6lze %20mindestens%20einen%20Meter.
https://www.biek.de/presse/meldung/kep-studie-2021.html