Allgemein Tipps

Wir sagen Stopp zu Gewalt an Frauen

Gewalt an Frauen ist ein Thema mit vielen Gesichtern, das oft ungehört und verschwiegen bleibt. Aus Angst oder häufig auch aus Scham. Dass diese Scham und Angst allerdings nicht bei den Opfern liegen sollte, sondern viel mehr als Kritik an die Täter gerichtet werden müsste und wie diese Gesichter der Gewalt überhaupt aussehen, darum soll es in diesem Artikel gehen.

Die Geschichte des Namenstages

Am 17. Dezember 1999 verabschiedete die UN-Generalversammlung ohne Abstimmung eine Resolution, wodurch der 25. November zum internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen anerkannt wurde. Hintergrund für die Initiierung war die Entführung, Folterung und Ermordung dreier Schwestern in der Dominikanischen Republik, die im Untergrund gegen den damaligen Diktator Rafael Trujillo im Jahre 1960 vorgingen. Ihre Geschichte schlug damals medial große Wellen. Heute ist vor allem auch die Fahnenaktion von Terre des Femmes sehr bekannt. Diese Frauenrechtsorganisation macht mit wehenden Fahnen auf Themen wie Zwangsprostitution, sexuellen Missbrauch, Sextourismus, Vergewaltigung, Genitalverstümmelung, häusliche Gewalt und Zwangsheirat immer wieder aufmerksam.

Welche Arten von Gewalt gibt es?

Den Schlüssel zwischen die Finger klemmen, einen schnellen Schritt draufhaben, die Straßenseite wechseln, laut mit Freund*innen telefonieren, bei der Verabschiedung „Schreib mir, wenn Du zu Hause bist!“ sagen – fast jede Frau kennt das und hat diese Verhaltensweise sehr schnell erlernt. Oftmals reagieren männliche Freunde dann sehr erschrocken und wundern sich, dass sie das selbst noch nicht erlebt haben. Aber als Frau gehört das leider immer dazu. Neben diesen nächtlichen Bedrohungen gibt es jedoch noch deutlich mehr Arten von Gewalt an Frauen. Mit den am Anfang genannten Gesichtern sind diese verschiedenen Arten von Gewalt gemeint, die Frauen erleben können. Dazu zählen:

Häusliche Gewalt: Jede vierte Frau im Alter von 16 bis 85 Jahren wurde bereits einmal im Leben psychisch und/oder physisch misshandelt.

Sexualisierte Gewalt: Sie wird als Mittel zur Demütigung und Machtdemonstration angesehen. Bundesweit werden jährlich etwa 12.000 – 13.000 Fälle von Vergewaltigung oder sexueller Nötigung gemeldet. Die Dunkelziffer ist noch weitaus höher.

Stalking: Auch hier ist das Ziel Macht und Kontrolle über andere zu erlangen. Stalker*innen belästigen, verfolgen und bedrohen dabei ausgewählte Personen über einen längeren Zeitraum.

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz: Über zwei Drittel aller Frauen wurden bereits am Arbeitsplatz sexuell belästigt. Zu sexueller Belästigung zählen alle Handlungen, durch die sich eine Person gegen ihren Willen sexuell bedrängt fühlt.

Gewalt im Namen der „Ehre“: Darunter fallen Gewalttaten, die von Tätern mit „Familienehre beschützen“, bezeichnet werden. Meist beginnt hier die Gewalt mit emotionaler Erpressung und Demütigung und kann mit der Zeit in körperliche sowie sexuelle Gewalt umschlagen.

Zwangsheirat: Diese kommen in vielen sozialen, ethnischen und kulturellen Kontexten vor und sind im Gesetz als Straftaten eingeordnet, da sie zu den Menschenrechtsverletzungen zählen. Vor allem Mädchen und junge Frauen sind davon betroffen und dürfen nach der Ehe kaum noch eigene Entscheidungen treffen sowie Schule oder Ausbildung beenden.

Mobbing: Nach aktuellen Schätzungen sind hier etwa 1.6 Millionen Menschen betroffen. Sie werden gezielt von anderen angegriffen und gedemütigt, um eine soziale Isolierung zu erzielen.

Digitale Gewalt: Hier drunter fallen Bloßstellungen und Beleidigungen, die über eine Person im Internet verbreitet werden.

Menschenhandel: Tausende Menschen werden weltweit durch Androhung und Ausübung von Gewalt zur Prostitution oder Arbeit gezwungen. Dabei zählen auch hier überwiegend Frauen und Kinder zu den Opfern.

Genitalverstümmelung: Meist handelt es sich hierbei um traditionelle Muster, die dazu führen, dass weltweit über 200 Millionen Frauen und Mädchen von Genitalverstümmelung betroffen sind. Dabei werden sowohl die Gesundheit als auch die Selbstbestimmung der Einzelpersonen verletzt.

Diese Begrifflichkeiten zum Thema Gewalt an Frauen sind auf der Internetseite vom Hilfetelefon noch deutlich detaillierter aufgeführt. Weitere Informationen und Beratungsangebote können dort gefunden werden.

Ein Umdenken in die Gesellschaft bringen

Immer mehr und mehr Aktionen, Artikel, Organisationen, Influencer*innen und viele mehr machen auf dieses wichtige Thema aufmerksam. Denn um etwas zu bewegen und zu verändern, muss Aufklärungsarbeit geleistet werden. Eine Organisation, die sich dem Thema „enge Geschlechterrollen“ angenommen hat, ist beispielsweise pinkstinks.de. Sie klären mit spannenden Artikeln und kreativen Beiträgen über diese Missstände in unserer Gesellschaft auf, geben Tipps und machen Vorschläge, um beispielsweise Städte frauenfreundlicher zu gestalten.

Übrigens: Auch viele Städte organisieren am 25.11. Aktionen, die Gewalt an Frauen thematisieren und so mehr Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema lenken. Schaut gerne auf der Seite Eurer Stadt vorbei und informiert Euch.

Ihr habt selbst bereits Gewalt erfahren oder bei einer bekannten Person mitbekommen und habt nun Fragen? Über das Hilfetelefon können sowohl Betroffene als auch Angehörige und Freunde eine Beratung erhalten.

Quellen:

Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauen Büros und Gleichstellungsstellen, 25. November: Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen: https://www.frauenbeauftragte.org/aktionen-kampagnen-aktionstage/25-november-internationaler-tag-gegen-gewalt-frauen, Stand 19.11.2021.

SWR, 25.11.1960: Die Schwestern Mirabal werden ermordet: https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/die-schwestern-mirabal-werden-ermordet-20191125-swr2-zeitwort-100.html, Stand 24.11.2021.

Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, Infothek: https://www.hilfetelefon.de/gewalt-gegen-frauen.html, Stand 19.11.2021.