Es gibt eine Tierart, die zu den Säugetieren zählt und fliegen kann. Sie ernährt sich vorwiegend nachts, schläft tagsüber und hängt dabei kopfüber von Felsvorsprüngen oder Baumästen. Die Rede ist von Fledertieren.
Von Fledertieren, Fledermäusen und Flughunden
Fledermäuse (Microchiroptera) zählen mit den Flughunden (Megachiroptera) zu den Fledertieren (Chiroptera). Wie die lateinischen Namen schon andeuten, unterscheiden sich diese beiden Tierordnungen durch ihre Größe. Flughunde können zwischen 6 cm und 22 cm groß und an die 1.6 kg schwer werden. Fledermäuse hingegen besitzen meist eine Körpergröße von 2.9 cm bis 14 cm und wiegen maximal 200 g. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Art der Orientierung. Während Fledermäuse das Echoortungssystem nutzen, besitzen fast alle Flughunde große Augen, mit denen sie auch bei Nacht ihre Umgebung wahrnehmen können. Weltweit gibt es rund 1.400 Arten unter den Fledertieren. An Säugetieren sind ca. 5.500 verschiedene Arten bekannt. Damit machen Fledertiere knapp ein Fünftel aller Säugetierarten aus und werden nur noch durch Nagetiere übertroffen.
50 Mio. – vs. 50 Jahre
Fledermäuse leben in Deutschland schon seit über 50 Millionen Jahren. In den letzten 50 Jahren hat ihre Zahl jedoch drastisch abgenommen. Sowohl der Lebensraumverlust als auch der Nahrungsmangel erschweren diesen Tieren das Überleben. Nicht zuletzt hatte ihr Ansehen durch die Coronapandemie gelitten, da sie als Wirt des Virus bzw. einer Variante dessen vermutet werden. Doch sind diese kleinen Säugetiere wirklich die furchteinflößenden Tiere, für die sie so oft gehalten werden?
Welchen Nutzen haben Fledertiere?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, muss zunächst ein weiterer entscheidender Unterschied zwischen Fledermäusen und Flughunden festgehalten werden. Ihre Nahrungsquellen unterscheiden sich stark. Fledermäuse jagen vorwiegend in der Nacht nach Insekten. Womit schon ein erster Vorteil dieser kleinen Helfer deutlich wird. Sie ernähren sich von Insekten und schädlichen Käfern, die sonst eigentlich Bäume und Pflanzen zerstören würden. Außerdem stehen auch Moskitos auf ihrem Speiseplan, von denen sie bis zu 1.200 Stück pro Stunde vertilgen können.
Fledermäuse sind häufig auch als Blutsauger bekannt, da sie das Blut von Rindern, Vögeln und Affen trinken. Bei Forschungen wurde in ihrem Speichel ein gerinnungshemmender Wirkstoff entdeckt, der normalerweise dazu dient, dass das Blut weiter beim Trinken fließt. Heute dient er als Grundlage für ein Medikament zur Verhinderung von Schlaganfällen. Sie können also als echte Lebensretter gesehen werden.
Flughunde ernähren sich von Obst, Pollen und Nektar. Durch die Verbreitung von Samen und Pollen tragen sie zum Erhalt einer genetischen Diversität von Wäldern und Pflanzen bei. Forscher fanden heraus, dass eine Kolonie aus 150.000 Fledermäusen in einer einzigen Nacht über 300.000 Samen verbreiten können. Pro Jahr kann damit eine Fläche von 800 Hektar Wald aufgeforstet werden.
Damit lassen sich die beiden zuvor gefallenen Fragen beantworten:
Fledermäuse sind gar nicht so furchteinflößend wie zunächst vielleicht gedacht, allerdings sollten Ruhe und Rückzugsorte ermöglicht werden. Außerdem haben Fledertiere sowohl für den Menschen als auch unsere Umwelt eindeutig einen sehr großen Nutzen. Um diese kleinen Umweltschützer zu unterstützen, können auf weiten Feldlandschaften Hecken und Alleen ausgebaut werden, in denen Fledertiere schlafen und Insekten jagen können. Und auch Hausbesitzer können helfen, indem sie beispielsweise Fledermauskästen anbringen, die als Ersatz für natürliche Schlafplätze dienen können.
Wenn wir Menschen bewusster mit unserer Umwelt umgehen, werden mehr Fledermäuse in der Nacht zu sehen sein. Sie sind eine Art Indikator dafür, wie gut es unserer Natur wirklich geht. Schaut doch gerne einmal raus und zählt, wie viele der kleinen Flugtiere ihr entdecken könnt!
Zum Abschluss eine Anekdote
Als ich selbst noch klein war, da bin ich abends oft zu meinen Eltern gegangen, habe mich zu meinem Vater gesetzt und ihm gesagt: „Papa, erklär mir mal die Welt.“ Für mich ist das eine tolle Erinnerung und wie ich darauf grade jetzt komme: An einem dieser Abende erklärte er mir, als wir Fledermäuse fliegen sahen, wie sie in der Dunkelheit zurechtkommen und ihre Umgebung wahrnehmen können. Weil genau dieser Abend wie eingebrannt in meinem Kopf steckt, hat es mich sehr gefreut diesen Artikel hier schreiben zu können.
Quellen:
Fledermausschutz Neu-Ulm, Warum Fledermäuse: https://www.fledermausschutzneuulm.de/flederm%C3%A4use/, Stand 30.09.2021.
NABU, Hintergrundwissen über Fledermäuse: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/fledermaeuse/wissen/index.html, Stand 30.09.2021.
UN Bonn, Fledermäuse brauchen unseren Schutz mehr denn je: https://www.unbonn.org/de/news/fledermaeuse-brauchen-unseren-schutz-mehr-denn-je, Stand 30.09.2021.
Max-Planck-Gesellschaft, Flughunde forsten afrikanische Wälder auf: https://www.mpg.de/13271179/flughunde-samen-verbreitung, Stand 30.09.2021.